Geschichte

Feuerwehr Wilhelmsburg einst und jetzt

Am 1.Mai 1870 wurde die „Institut der Freiwilligen Feuerwehren“ konstituiert und am 1.Juli 1870 durch den Bürgermeister Rudolf Strohmayer anerkannt. Am 8.August des gleichen Jahres wurde die aus 26 Artikeln bestehende Satzung durch den k.k.Stadthaltereirat Kutschera zu Wien als rechtskräftig bescheinigt.

Erster Kommandant dieser Feuerwehr war Johann Grünberger. Sein Stellvertreter, der damals noch Riegenführer genannt wurde, hieß Mathias Igler.

Die Wilhelmsburger Feuerwehr zählt somit zu den ältesten Wehren in Niederösterreich.

Das erste Feuerwehrhaus war im damaligen Rathaus (Heute Obere Hauptstraße – Töpferdenkmal) untergebracht.

Bereits im Jahr 1872 zählte die Feuerwehr Wilhelmsburg 70 Mitglieder.

Anlässlich des 20 Jährigen Bestandes der Feuerwehr wird am 20. August der Feuerwehtag des Bezirkes St.Pölten in Wilhelmsburg abgehalten.

Vom Bahnhof werden die Teilnehmer mit der St.Pöltner Stadtkapelle in den festlich geschmückten Markt geleitet. Bezirksvertreter Schneck berichtet über die Aktivitäten von 24 Feuerwehren mit einem Personalstand von 953 Mann im Bezirk.

Am 28.April 1893 wurde die Freiwillige Feuerwehr Göblasbruck durch August Schmid-Schmidsfelden und Andreas Ullmann gegründet.

1900, also zum 30. Bestandsjahr hatte die Feuerwehr Wilhelmsburg ein Ehrenmitglied, 90 unterstützende und 53 ausübende Vereinsmitglieder.

Brandkatastrophe 1920

Am Montag dem 29. März brach in der Mittagszeit in einem Nebengebäude der „Adlmühle“ ein Brand aus. Laut des Berichtes der Gendarmerie dürfte ein Funkenflug von einem ohne Baubewilligung aufgestellten Fabrikschornstein der Lederfabrik Flesch den Brand ausgelöst haben.

Franz Xaver Wenedetter beschreibt in seinem Buch „Die Bürgermeister Wilhelmsburg – Ausgabe 1936“ wie folgt:

Um die Mittagsstunden des genannten Tages vernahm man von der Adl-Mühle her ein Geknatter wie von Maschinengewehrfeuer (Eternitdach), das weithin vernehmbar war. Es brannte der Schuppen.

Kaum hatten sich einige Neugierige versammelt und kaum hatte die Feuerwehr Aufstellung genommen, so hieß es schon, die Gebäude nebst der Apotheke hätten Feuer gefangen. Es war tatsächlich so, und ein Löschzug setzte sich gleich dorthin in Bewegung.

Der mittlerweile aufgesprungene Wind trieb die Funken weithin über dem Markt. Um 12 Uhr 15 schossen kleine Flammen aus dem Schindeldach der Steingutfabrik und damit war schon die Katastrophe hereingebrochen. In einer Viertelstunde brannte bereits die ganze untere Färbergasse und obwohl nun bereits die Wehren der Nachbarschaft angekommen waren, nahm das Feuer immer größerer Dimensionen an.

Das brennende Kasika (Obere Hauptstraße 8) und Münchhaus (Obere Hauptstraße 10) einerseits und das in Flammen gehüllte Rathaus anderseits sperrten die Hauptstraße. Im Nu krachten auch die Eternitplatten des Obere Hauptstraße 14 (Geißlhofer), Obere Hauptstraße 15 (Bachinger) brannte schon längst, und in ganz kurzer Zeit war die Hauptstraßenseite bis zum Schielhause (Obere Hauptstraße 22) verloren, auch die Gebäude in der Mühlgasse brannten.

Ungefähr um halb drei Uhr hatte das Unglück seinen Höhepunkt erreicht. Vom brennenden Kreissl- und Kleinhaus (Nr.17+18 und 82) am Hauptplatz bis zur Apotheke (Mühlgasse 10), von der oberen Färbergasse bis zum Ende der Mühlgasse war alles ein Meer von Flammen und Rauch. Wäre nicht ein eigener Hilfszug aus St.Pölten mit der städtischen Feuerwehr und der Dampfspritze gekommen und hätten nicht die übrigen Wehren unter dem Kommando des Wilhelmsburger Feuerwehr-Hauptmanns Müllauer fast Übermenschliches geleistet, so wäre wohl auch der übrige Markt in den Flammen aufgegangen. So konnte endlich das Feuer in den späten Nachmittagsstunden lokalisiert werden. 100 Mann Volkswehr aus St. Pölten sorgten für die Sicherheit des geretteten Gutes, trotzdem hatte manche Partei durch Diebstahl mehr als durch das Feuer verloren.

Menschenleben waren keine zu beklagen, da das Unglück am helllichten Tage geschehen ist, die Folgen dieses Riesenbrandes während der Nacht wären aber wohl nicht auszudenken gewesen.0

Die Obdachlosen fanden in der Schule, Kirche und in den Fabriksgebäuden notdürftig Unterkunft.

Der Sachschaden war enorm um die 20 Millionen Kronen.

Leider erhielten die bedauernswerten Abbrändler vonseiten der Versicherungen keine Hilfe, da fast alle durch die Geldentwertung unterversichert waren.

Die mit einem Extrazug mit 25 Mann herbeigeeilte Feuerwehr aus St. Pölten konnte mit einer Dampfspritze die Verbreitung des Feuers auf die Schindldächer des Hauptplatzes verhindern.

Es waren die Feuerwehren aus Eschenau, Göblasbruck, Hainfeld, Hohenberg, Lilienfeld, Marktl, Ober Grafendorf, Ochsenburg, Rainfeld, Rohrbach, St. Georgen, St. Pölten Stadt, St. Pölten- Gasserwerk, Spratzern, Traisen Ort, Traisen Fabrik, Weinburg, Wiesenfeld, Wörth und Zwirnfabrik Göblasbruck im Einsatz.

Zusätzlich kamen noch 100 Mann der Volkswehr aus St. Pölten, die für die Aufrechterhaltung der Ordnung und für den Schutz des Eigentums sorgten.

1930 feiert die Feuerwehr Wilhelmsburg nicht nur ihr 60 jähriges Bestandsjahr, sondern bezieht das neue Feuerwehrhaus in der Mühlgasse.

1938 werden die Gemeinden Wilhelmsburg, Kreisbach und Göblasbruck zur Großgemeinde Wilhelmsburg zusammengelegt.

Kurz vor Kriegsende hatte die Feuerwehr Wilhelmsburg einen ungefähren Bestand von 49 Männer, 16 Frauen und 3 Hitlerjungen. Zu diesem Zeitpunkt gab es sogar eine weibliche Einsatztruppe. Nach dem Krieg war aber die Feuerwehr wieder eine reine Männerdomäne. Erst im Jahr 1993 durften im Burgenland die ersten Frauen wieder der Freiwilligen Feuerwehr beitreten. Niederösterreich zog ein Jahr später nach.

Vor Kriegsende 1945 lag Wilhelmsburg volle drei Wochen im Kampfgebiet und drei Tage lang tobte im Ortskern der Straßen- und Häuserkampf. Hierbei hatte die Wilhelmsburger Feuerwehr viel an Sachwerten verloren.

In vielen Arbeitsstunden wurde unter dem neuen Hauptmann Anton Ambichl die beschädigten Feuerwehrautos wieder repariert um die Einsatzbereitschaft wiederherzustellen können.

1953 beteiligt sich die Feuerwehr Wilhelmsburg mit zwei Wettkampfgruppen an den Landesfeuerwehrkämpfen in Tulln. Hierbei konnten ein bronzenes und silbernes Leistungsabzeichen errungen werden.

Im Jahr 1959 erfolgt die Stadterhebung Wilhelmsburg mit Festveranstaltung. Im selben Jahr gab es auch eine Hochwasserkatastrophe, die einen enormen Schaden in Wilhelmsburg anrichtete. Das „Kreisbacher Sommerbad“ (etwa Höhe Voitiech) wird komplett zerstört.

Im Jahr 1970 feiert die Feuerwehr Wilhelmsburg ihr 100 jähriges Bestandjahr.

1972 finden die Landeswettkämpfe vom 7.bis 9.Juli in Wilhelmsburg statt.

Im Jahr 1975 wurde die Brandschutzgruppe ÖSPAG Wilhelmsburg auf eine Betriebsfeuerwehr umgestellt und somit ins Feuerwehrregister eingetragen!

Am 27. Juni 1976 gegen 0.45 Uhr bricht auf dem Heuboden des landwirtschaftlichen Gebäudes bei Familie Kendler ein Brand aus und vernichtet das gesamte Objekt. In der Folge greift der Brand auf das nahestehende Nachbaranwesen der Familie Groiß über.

Im Mai 1986 kann das neue Feuerwehrhaus in der Oberen Hauptstraße 42 bezogen werden und nach der feierlichen Florianimesse am 3.Mai 1987 ihrer Bestimmung übergeben werden.

1993 wird in Eigenregie die Profilitwand der Westseite durch eine Mauer mit Fenster aus Kunststoff ersetzt. Zusätzlich wird ein Aufenthalts-, Schulungs- sowie ein Umkleideraum geschaffen. Auch das Flachdach wird durch ein angepasstes Satteldach ausgetauscht. Die Kosten verliefen sich auf rund 1.200.000 Schilling, die von der Stadtgemeinde und Feuerwehr getragen werden.

Das Jahrhunderthochwasser im Jahr 1997 zerstört in Wilhelmsburg unter anderem die Kreisbacherbrücke und den Campingplatz.Auch das Feuerwehrhaus stand komplett unter Wasser. Mehrere Tage stand die Feuerwehr Wilhelmsburg-Stadt im Einsatz

Ein Jahr später wird die neue Brücke über die Traisen nach Kreisbach eröffnet.

Gasexplosion 1999

Am 2.Dezember 1999 ereignete sich die Gasexplosion in Wilhelmsburg. Das dreistöckige Gebäude des Conrad-Lester Hofes 4 lag in Trümmern. Um 18:32 Uhr wurde die Feuerwehr Wilhelmsburg-Stadt alarmiert, unmittelbar darauf wurde Katastrophenalarm ausgelöst.

Den Einsatzkräften bot sich ein unglaubliches Bild, es erstreckte sich ein 8 Meter hoher und 40 Meter langer Schuttberg, wo zuvor noch ein bewohntes Wohnhaus stand. Bereits um 18:40 Uhr wurden weitere Feuerwehren, ein Schallortungsgerüst und Hundestaffeln aus Neunkirchen und Wiener Neustadt angefordert.

Die EVN ist bereits eingetroffen, die Bezirkshauptmannschaft wird in Kenntnis gesetzt und der Bezirksführungsstab alarmiert.

Gleich am Anfang konnten sich 4 Überlebende selbst aus dem Trümmerhaufen befreien, nahezu unverletzt. Um Überlebende durch schwere Maschinen nicht zu gefährden, musste der gesamte Schuttkegel händisch abgetragen werden, hierzu wurden mehrere Menschenketten gebildet.

Erst außerhalb des Gefahrenbereichs konnte die Verladung mittels Radlader auf LKWs erfolgen. Um ca. 21:00 Uhr wurde festgestellt, dass es sich um 9-20 vermisste Personen handeln müsse, kurze Zeit später (21:49 Uhr) wurde die erste tote Person geborgen. Um 00:50 Uhr entdecken Feuerwehrmänner eine 79 jährige lebende Frau, die zwischen 2 Betonplatten mit beiden Beinen eingeklemmt ist.

Rettungskräfte versetzten die Person in künstlichen Tiefschlaf, später wurde klar, dass man ihr beide Beine an Ort und Stelle amputieren muss. Um 04:18 Uhr stießen Feuerwehrmitglieder plötzlich auf ein Mädchen, allerdings tief unten.

Volle zwei Stunden dauerte es, bis das Mädchen befreit war, doch ihr ging es gut, außer Quetschungen an den Beinen war alles in Ordnung. Die Freude der Einsatzkräfte war enorm!

Der Trümmerhaufen wurde weiter abgetragen, doch es wurden leider nur noch tote Personen geborgen, die letzte um 17:21 Uhr des 2. Einsatztages.

Das Nebengebäude wurde insgesamt 4 mal gepölzt, um ein Einstürzen zu verhindern.

Die Hilfsbereitschaft der gesamten Region war beeindruckend, Unternehmer kamen mit LKWs und Baggern, die Wirte aus Wilhelmsburg versorgten binnen kürzester Zeit, die in der Sporthalle evakuierten Bewohner der angrenzenden Wohnhäuser, sowie die Einsatzkräfte vor Ort. Insgesamt standen rund 700 Mann der Feuerwehren im unermüdlichen Einsatz.

Der Einsatz dauerte 30 Stunden, was mehrere Ablösezüge erforderte.

Das Medieninteresse übertraf alle Erwartungen, so waren neben zahlreichen Fernseh- und Radioteams aus Österreich, Berichterstatter aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Japan vor Ort.

Innerhalb 27 Stunden informierten 13 (!) Presseaussendungen über den Feuerwehreinsatz.

Im Jahr 2000 bekommt die Feuerwehr Wilhelmsburg-Stadt neue elektrische Tore im Feuerwehrhaus.

Nach der wöchentlichen Übung am 24.September 2001 wird die Feuerwehr Wilhelmsburg-Stadt zu einem Großbrand zur Familie Aigelsreiter (Pointner) alarmiert. Insgesamt standen 17 Wehren mit 52 Fahrzeugen im Einsatz. Nach zwei Tagen konnte erst "Brand Aus" gegeben werden!

Am 1.April 2003 kommt es zu einem Großbrand bei der Firma Neumann in Marktl. Es wurden die Wehren des gesamten Bezirkes Lilienfeld, sowie die Feuerwehren St.Pölten-Wagram, St.Pölten-Stadt und Wilhelmsburg-Stadt aus dem Bezirk St.Pölten alarmiert. Die Flammen hatten sich bereits auf mehrere Produktions- und Lagerhallen ausgebreitet. Allein die Feuerwehr Wilhelmsburg-Stadt rund 700 Meter Schlauchmaterial ausgelegt. Bei diesem Brand wurden insgesamt 6 Hallen völlig und 2 teilweise zerstört. Insgesamt standen 25 Feuerwehren mit rund 60 Fahrzeugen und ca. 300 Mann im Einsatz.

Im Jahr 2006 wird der gebrauchte Schlauchturm von der Feuerwehr Obergrafendorf angekauft und mittels des Krans der Feuerwehr St.Pölten-Stadt montiert.

Im Juni 2010 kommt es zu einer Gasexplosion in der Munggenaststraße in St.Pölten. Ein Mehrfamilienwohnhaus stürzte zusammen. Durch die Explosion kam es infolgedessen zu Folgebrände. Um 08:32 Uhr wurde gemeinsam mit zahlreichen umliegenden Wehren auch die Feuerwehr Wilhelmsburg-Stadt zu diesem Einsatz alarmiert. In kurzer Zeit rückten 7 Fahrzeuge mit rund 40 Mitgliedern zum Schadensort aus. Beim Eintreffen hatten die Feuerwehren der Stadt St.Pölten bereits die Arbeiten aufgenommen. Das von der Explosion betroffene Haus war vollständig eingestürzt, der Schuttkegel war vom Dach des Gebäudes abgedeckt, die darunterliegenden Teile standen in Brand. Von mehreren Seiten wurde begonnen, den Brand zu bekämpfen, um anschließend das Dach wegzuheben und Zugang zu den Trümmern zu erhalten. Kurz nach 17h wurden die ersten toten Personen geborgen, gegen 1h des 4. Juli wurde die letzte vermisste Person tot aufgefunden. Auch danach ging die Arbeit der Feuerwehren weiter, da der gesamte Trümmerberg abgetragen werden musste, um das Feuer vollständig zu löschen und nach eventuell noch im Objekt befindlichen Personen zu suchen. Die Feuerwehr Wilhelmsburg baute eine Löschwasserleitung vom ca. 300m entfernten Werksbach auf, sorgte mit dem SRF für die Ausleuchtung der Einsatzstelle und stellte Atemschutzgeräteträger für die Arbeiten am Gebäude selbst zur Verfügung.

Die Atemschutztrupps der FF Wilhelmsburg wurden gegen 23h abgelöst, die Mannschaft des Rüstfahrzeugs rückte erst gegen 5h früh wieder ins Gerätehaus ein.

Im Jahr 2014 wird die Feuerwehr Wilhelmsburg zu einem Brand nach Hainfeld alarmiert. Der Einsatz erfolgte unter erschwerten Bedingungen, da die Temperaturen an diesem Tag bei etwa -12°C lagen. Innerhalb kürzester waren die komplette Einsatzkleidung und Ausrüstung komplett mit Eis überzogen.

Am 16. Mai 2015 kam es zu mehreren Hochwassereinsätzen. Aufgrund des starken Anstiegs des Pegels von der Traisen und deren Zurbinrgerflüssen wurden im gesamten Gemeindegebiet der Hochwasserschutz aufgestellt. In der Altenburg konnte mit Hilfe des mobilen Hochwasserschutzes das Überlaufen der Traisen verhindert werden. Die ganze Nacht über waren die Einsatzkräfte mit Auspumparbeiten im Bereich Altenburg beschäftigt. Am nächsten Tag konnte aufgrund des Wasserstands und der Wetterprognosen der Hochwasserschutz wieder abgebaut werden.

Im Sommer 2016 wird Wilhelmsburg wieder vom Unwetter heimgesucht, dabei kam es zu mehreren Überschwemmungen im Bereich Hauptplatz, Lilienfelderstraße, Freiligrathgasse/Zwirnereigasse und im Grubtal. Unterstützend wurden die Wehren Kirchberg, Loich, Tradigist und Wiesenfeld alarmiert.

Im 150-jährigen Bestandsjahr im Jahr 2020 kommt es zur weltweiten Coronapandemie. Trotz dessen kann die Feuerwehr Wilhelmsburg 31 Übungen unter Berücksichtigung der geltenden Abstands – und Maskenregelung durchführen. Zum ersten Mal gab es in diesem Jahr keine Florianimesse sowie kein Feuerwehrfest. Sämtliche Veranstaltungen, die im Jubiläumsjahr stattgefunden hätte, wurden aufgrund der Coronapandemie verschoben.